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Das Herz der älteren Frau schlägt anders

Zonta Golden Heart präsentierte bei kardiologischem Fachsymposium neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in Diagnose und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei älteren Frauen

Die Präventionsinitiative Zonta Golden Heart veranstaltete am 30. November das eintägige Fach-Symposium „Das Herz der älteren Frau“ in Wien. Präsentiert wurden neueste Erkenntnisse zu Herzerkrankungen mit jeweiligem Fokus auf ältere Frauen. Gefordert wurde eine stärkere Abstimmung von Diagnose und Therapie auf Symptome und Bedürfnisse von älteren Frauen.

Ältere Frauen weisen andere Symptomatik bei Herzkrankheiten auf

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind in der westlichen Welt seit Jahrzehnten die häufigste Todesursache und auch in Österreich der häufigste Anlass für Spitalsaufenthalte. Unverändert ist das Alter ein entscheidender Risikofaktor, wobei sich die klinische Symptomatik der Koronaren Herzkrankheit deutlich zwischen Männern und Frauen unterscheidet. „Diagnostik und therapeutisches Konzept müssen nicht nur genderspezifisch, sondern besonders bei der älteren Frau auch individuell abgestimmt werden. Darauf muss auch in Leitlinien verstärkt Rücksicht genommen werden“, betonte Univ. Prof.in Dr.in Jeanette Strametz-Juranek, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie an der Medizinischen Universität Wien und Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates von Zonta Golden Heart, zu Beginn.

Univ.-Prof.in Dr.in Strametz-Juranek © Strametz-Juranek
Univ.-Prof.in Dr.in Strametz-Juranek © Strametz-Juranek

Therapie von Vorhofflimmern – Komplikationen treten v.a. bei älteren Frauen auf

Ca. 15% der Bevölkerung über 80 Jahren leidet unter Vorhofflimmern. Generell sind Männer häufiger betroffen als Frauen; allerdings ist die Rhythmusstörung bei älteren Frauen mit mehr Komplikationen assoziiert. So belegen schwedische Studien an Vorhofflimmer-PatientInnen eine Schlaganfallsrate bei Frauen von 6,2% gegenüber Männern mit 4,2%. Das entspricht einer relativen Risikoerhöhung von 47%. Auch wenn Unterschiede in Basisvariablen wie höherem Lebensalter und häufigerer Hypertonie (Bluthochdruck) bei Frauen gemäß dieser Studie bestehen, bleibt der schlechtere Outcome für Frauen bestehen. Darüber hinaus werden Frauen signifikant weniger Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung verabreicht, dies kann wiederum mit der erhöhten Schlaganfall-Häufigkeit in Verbindung gebracht werden kann.

„Wichtigstes Ziel in der Therapie von älteren Frauen bleibt also die Vermeidung von Komplikationen, besonders des Schlaganfalls, durch Gabe blutgerinnungshemmender Medikamente“, schilderte Primaria Univ. Doz.in Dr.in Andrea Podczeck-Schweighofer vom Kaiser-Franz-Josef-Spital Wien.

Herzerkrankungen oftmals in Zusammenhang mit Depressionen

„Depression kann eine Koronare Herzkrankheit begleiten, kann aber auch eine Maske sein, hinter der sich eine Koronare Herzkrankheit verbirgt – und umgekehrt“, erläuterte Univ. Prof.in Marianne Springer-Kremser von der Wiener Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie das Wechselverhältnis von Herzerkrankungen und Depressionen. Mögliche Ursachen von Depressionen können insbesondere Verluste im weiblichen Lebenszyklus sein.

Emotionen und Bluthochdruck – eine häufige Begleiterkrankung von Koronaren Herzerkrankungen – sind oftmals eng miteinander verbunden. Eine Psychotherapie kann hier helfen, bei schwerer Depression auch in Kombination mit Psychopharmaka.

Krank durch Behandlung – v.a. älteren Frauen werden zu viele Medikamente verschrieben

Aufgrund der steigenden Lebenserwartung, Mehrfacherkrankungen und der evidenzbasierten Therapie ist die so genannte Polypharmazie ein gravierendes Problem bei älteren PatientInnen. Vor allem Frauen ab 80 Jahren sind betroffen und schlucken häufig mehr als fünf verschiedene Medikamente pro Tag. Das resultiert nicht nur daher, dass sie länger leben als Männer, sondern meist auch aus einer anderen Einstellung gegenüber der Medikamenteneinnahme und dem Arztbesuch, aus ihrer Rolle in der Familie, dem sozialen Status und dem Bildungsstand.

„Frauen werden häufiger inadäquate Medikamente verschrieben und sie leiden häufiger an unerwünschten Arzneimittelwirkungen als Männer, da sie Arzneimittel anders verstoffwechseln und auf Arzneimittel anders als Männer reagieren“, erklärte Dr.in Christina Hofer-Dückelmann, MSc, aHPh, Klinische Pharmazeutin an der Apothekerkammer NÖ. So komme es vermehrt zu Krankenhausaufenthalten aufgrund von unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die mit einer Einschränkung der Lebensqualität, erhöhten Kosten und Problemen mit der Compliance einhergehen.

Die Zulassungsstudien für Arzneimittel werden normalerweise mit jüngeren Männern durchgeführt. „Aus diesem Grund sind unbedingt Studien mit älteren, weiblichen Patientinnen zu fordern, um die Unterschiede im Arzneimittelstoffwechsel und den Risiken zwischen Mann und Frau herauszuarbeiten. Um die Polypharmazie einzuschränken und die Patientensicherheit zu verbessern, sollte die bestehende Medikamenteneinnahme regelmäßig hinterfragt und reevaluiert werden“, so Hofer-Dückelmann.