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„Ohne CO2-Bepreisung wird es nicht gehen“

AmCham Talk mit Top-Manager Wolfgang Anzengruber über Nachhaltige Energiewirtschaft

Im Rahmen des AmCham Talks der Amerikanischen Handelskammer in Österreich am Freitag, den 24. September, im Hilton Vienna Plaza sprach DI Wolfgang Anzengruber über die Notwenigkeit einer CO2-Bepreisung. „Wir befinden uns im Bereich des Klimawandels auf einer schiefen Ebene, was nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches Problem ist“, sagt Anzengruber. Der Top-Manager ist Mitglied des ÖBAG-Beteiligungskomitees und war zuvor langjähriger Vorstandsvorsitzender der Verbund AG.

Klimawandel ein ökonomisches Problem

An einem Aufbau der Nachhaltigen Energiewirtschaft führt für Anzengruber kein Weg vorbei. Die Ressourcen sind weltweit begrenzt, zudem ist Österreich derzeit abhängig von Krisenregionen. Das größte Problem stellt für Anzengruber jedoch der Klimawandel dar. „Wir befinden uns auf einer schiefen Ebene im Bereich des Klimawandels. Österreich droht, seine Klimaziele zu verpassen. Viele relativieren das und meinen, 2 oder 3 Grad Celsius mehr mache auch keinen Unterschied. Doch das Problem ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches. Teile der Welt werden nicht mehr bewohnbar sein. Die Folgekosten wären erschlagend“, erklärt Anzengruber.

AmCham PR Bild Wolfgang Anzengruber © Verbund, Vyhnalek
Wolfgang Anzengruber © Verbund, Vyhnalek

Wasserstoff das „Bier unter den Energieträgern“

Es braucht laut Anzengruber einen massiven Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung und mehr Infrastruktur. „Wir haben zurzeit das Problem, dass die erneuerbare Energieerzeugung nicht dann und dort Strom generiert, wann und wo er gerade benötigt wird. Solarenergie entsteht, wenn die Sonne scheint, Windenergie, wenn der Wind geht. Wir benötigen viel mehr Leitungen und Speicher für erneuerbare Energien und zudem eine Synchronisation zwischen Stromerzeugungs-, Stromspeicher- und Netzausbau-Projekten“, sagt Anzengruber. Dies sei der große Vorteil von Wasserstoff als Energiespeicher. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung nannte Wasserstoff den „Champagner unter den Energieträgern“. Für Anzengruber müsse Wasserstoff aber „zum Bier unter den Energieträgern werden“. Denn Champagner sei für einige wenige. Die Umstellung auf diesen Energieträger wäre allerdings fundamental. Dafür brauche es auch die Akzeptanz der Bevölkerung.

CO2-Bepreisung notwendig

Die Akzeptanz der Bevölkerung bekomme man nur, wenn man Schritte setzt, die völkerrechtlich bindenden Klimaziele einzuhalten. Dafür brauche es Rahmenbedingungen. „Ohne CO2-Bepreisung wird es nicht gehen“, ist Anzengruber überzeugt. Das Argument, die CO2-Bepreisung könnte das Wirtschaftswachstum gefährden lässt Anzengruber nicht gelten: „Schweden hat seit 30 Jahren eine CO2-Bepreisung. Seither ist die dortige Wirtschaft um 77 Prozent gewachsen, bei 24 Prozent weniger CO2-Ausstoß. In Österreich ist die Wirtschaft seither um 60 Prozent gewachsen, während 6 Prozent mehr CO2 emittiert wurde.“ Die Bepreisung dürfe aber nicht als Einnahmequelle für das Finanzministerium dienen. Die Abgabe müsse zu 100 Prozent rückgeführt werden. Dazu nennt Anzengruber zwei Wege: „Es gibt die Möglichkeit die Bepreisung als Ökobonus rückzuführen. Man kann aber auch Lohnnebenkosten entlasten. Dadurch würde das Wirtschaftswachstum nicht gedämpft, sondern sogar initiiert.“

Vier Unternehmen neue AmCham-Mitglieder

Im Rahmen des AmChamTalks stellte Vizepräsidentin Linda Villarreal-Paierl zudem vier neue Mitglieder der AmCham Austria vor: Arrow ECS Internet Security, Value-Added Distributor für Security, Storage, Server-Infrastruktur und Software, Greiner, ein weltweit führender Anbieter von Kunststoff- und Schaumstofflösungen, Titan Machinery, einer der größten Land- und Baumaschinenhändler weltweit und die Austrian Marschall Plan Foundation, die den Wissenstransfer zwischen den USA und Österreich fördert.

Unter den Gästen und DiskutantInnen des AmCham Talks waren unter anderem anwesend (in alphabetischer Reihenfolge):

Martin Butollo (Country CEO Austria, Commerzbank AG)
Egbert Fleischer (Chairman of the Supervisory Board, BAWAG)
Marcus Handl (Head of Corporate Development, Kapsch Traffic Com)
Hans Hartmann (Partner, PwC Österreich)
Gregor Hoepler (Leiter Group Executive Office, Raiffeisen Bank International)
Andrea Köppl (HR-Manager, 3M Österreich)
Christian Maetz (Business Development, AT&T Global Network Services Austria)
Johannes Martschin (Geschäftsführung, Martschin & Partner)
Roland Schöbel (Partner, PwC Austria)
Andrea Schuecker (Director Global Customer Engagement Lead, Pfizer)
Julia Sifnios (Market Segment Manager, GB Enterprise, IBM Österreich)
Linda Villarreal-Paierl (AmCham Vize President, Paierl Consulting Beteiligungs GmbH)

Die American Chamber of Commerce in Austria (AmCham Austria) wurde 1960 gegründet und ist offizieller Vertreter der österreichisch-amerikanischen Geschäftswelt. Als gemeinnützige Organisation ist AmCham Austria unabhängig und unpolitisch. AmCham Austria ist Teil des globalen AmCham-Netzwerks, das in mehr als 100 Ländern vertreten ist und seinen Hauptsitz in Washington D.C. hat. AmCham Austria fördert den Ausbau und die Stärkung der Handelsbeziehungen zwischen Österreich und den USA und spielt dabei eine doppelte Rolle. Erstens übernimmt AmCham Austria die Rolle eines aktiven Lobbyisten für US-Unternehmen, die Niederlassungen in Österreich gegründet haben und für österreichische Unternehmen, die Handelsbeziehungen und Interessen in den USA haben. Zweitens fördert AmCham neue Geschäftsbeziehungen amerikanischer Unternehmen in Österreich und umgekehrt. Weitere Informationen unter: http://www.amcham.at/