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Revolutionäres Musiktheater aus zwei Jahrhunderten

„Figaros Hochzeit“ und „Die Fledermaus“ beim Sommerfestival Semmering

„Figaros Hochzeit“ von Wolfgang A. Mozart und „Die Fledermaus“ von Johann Strauss Sohn stehen im Mittelpunkt des diesjährigen Sommerfestivals Semmering (30.6. bis 1.9.2013). Die beiden in politisch unruhigen Zeiten entstandenen Werke thematisieren mit Scharfsinn und Humor den Niedergang des Adels und wurden speziell für das intime Ambiente des Kurhauses am Semmering als Kammeropern neu adaptiert.

Musiktheater im Zeichen der Revolution

Sowohl „Figaros Hochzeit“ als auch „Die Fledermaus“ entstanden in politisch turbulenten Zeiten. Wenige Jahre nach der Uraufführung von „Figaros Hochzeit“ folgte die Französische Revolution. Die „Fledermaus“ entstand rund 100 Jahre später zur Höhe der Gründerzeitkrise, einem Wirtschaftskrach, der an Härte erst durch die Weltwirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit übertroffen werden konnte.

Die Verwandtschaft der beiden großen musikdramatischen Werke darzustellen, ist wesentliches Anliegen von Gregor Razumovsky, Opernintendant des Sommerfestivals Semmering: „Beide Werke stehen im Zeichen eines fin de siècle, am Ende einer Ära. Die Vertreter des Adels, der selbstsüchtige Graf Almaviva („Figaros Hochzeit“) und der Kleinadlige Gabriel von Eisenstein („Die Fledermaus“) sind nicht nur seelenverwandt, sondern vielmehr schicksalsverwandt: Beide erleben das Ende einer Epoche, beide vertreten eine Schicht, die ihren Einfluss verlieren wird. “

Dr. Falke als Figaro des späten 19. Jahrhunderts

1786 in Wien uraufgeführt, ist „Figaro“ schon von jenem Geist durchdrungen, der wenige Jahre später zum Sturm auf die Bastille führen wird. Und wenn am Monarchen noch keine Kritik geübt wird, so trifft sie im „Figaro“ bereits ungestraft den Adel. Der Graf, der sich die Kammerzofe seiner Frau fügsam und verfügbar halten will, indem er ihre Ehe mit seinem Kammerdiener zu vereiteln sucht, ist im „Figaro“ kein grausamer Tyrann. Einfach nur ein heuchlerischer Egoist, ein eher würdeloser und letztlich zahnloser eitler Geck, der seine Macht benutzt, um sich die Freuden an der schönen Susanna zu sichern.

Eisenstein, der Wiener Kleinadelige, treibt seine rohen Späße mit einem Menschen, der ihn für einen Freund gehalten hat. Wie Almaviva meint er, die Regeln des guten Geschmacks im Allgemeinen und des Anstands im Besonderen schmähen zu dürfen. Allein, auch er wird eines besseren belehrt: So wie sich Rosina de Almaviva, die Gemahlin des Grafen, mit ihrem Cherubino die Zeit vertreibt, so amüsiert sich auch Rosalinde von Eisenstein mit ihrem Alfred. Und mit Figaro und Falke behaupten sich letztendlich die Protagonisten beider Opern gegen die Arroganz des Adels, beide mit Erfolg.

Neuinszenierungen mit Respekt vor dem Original

Sowohl „Figaros Hochzeit“ als auch „Die Fledermaus“ wurden speziell für die intime Atmosphäre des historischen Kurhaus am Semmering als Kammeropern adaptiert. Die musikalischen Arrangements stammen vom Dirigenten Martin-Jacques Garand. Die Inszenierung und die leichten textlichen Bearbeitungen stammen von Regisseur Martin Gesslbauer.

„Alle Adaptierungen wurden mit großer Ehrfurcht vor dem jeweiligen Original vorgenommen. Das Publikum bekommt das Bühnengeschehen näher und intimer vermittelt, als dies in großen Häusern möglich ist,“ so Opernintendant Razumovsky.

Die Opernproduktionen des Sommerfestivals Semmering sind ab 6. bzw. 7. Juli insgesamt 18 Mal zu sehen. Darüber hinaus bietet das Festival Lesungen und Konzerte aus den Genres Klassik, Jazz, Swing und Volksmusik mit Stars wie Natalia Ushakova, Otto Schenk und Karlheinz Hackl.