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Ernährungsmedizin neue Schlüsselkompetenz für Ärzte

Übergewicht, Diabetes, Herzkreislauferkrankungen und andere Volkskrankheiten nach ernährungsmedizinischer Diagnose gezielter behandelbar

Aktuell gibt es in Österreich ca. 1300 niedergelassene Ärzte, die ein Fortbildungsdiplom für Ernährungsmedizin haben, jedes Jahr kommen neue Absolventen hinzu. Diese Zusatzqualifikation ermöglicht Ärzten aller Fachrichtungen, oftmals ernährungsbedingte Ursachen häufig auftretender Erkrankungen zu erkennen und nach umfassender Diagnose gezielt zu behandeln. Im Herbst startet das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) einen neuen Fortbildungszyklus für Ärzte, und auch das Service für Patienten wurde mit der neuen Ärzte-Suchfunktion auf der Website ausgebaut.

Ernährungsmediziner erste Ansprechpartner bei Übergewicht und Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herzkreislauferkrankungen und Fettstoffwechselstörungen

“Adipositas ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Sie kann für eine Reihe von Volkskrankheiten wie Diabetes, Herzkreislauferkrankungen und Fettstoffwechselstörungen verantwortlich sein, aber auch die Leber oder Gelenke nachhaltig schädigen”, warnt Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Leiter des ÖAIE und Referent für Ernährungsmedizin der Österreichischen Ärztekammer, davor, das Gesundheitsrisiko von Übergewicht zu unterschätzen.

Ernährungsmedizin bedeutet noch weit mehr als Prävention und Behandlung der Adipositas und ihrer Folgeerkrankungen. Zahlreiche Patienten leiden an Verdauungsstörungen und Nahrungsmittelallergien, die nach korrekter Diagnose durch gezielte ernährungsmedizinische Maßnahmen gebessert werden können. Dazu kommt Wissen um den richtigen Einsatz von Prä- und Probiotika, und Lebenssituationen, an die die Ernährung speziell angepasst werden muss, wie Schwangerschaft, Kindheit, Alter, Krebs und Sport. Ärzte mit dem Diplom für Ernährungsmedizin, können diese wichtigen Fragen ihrer Patienten fundiert beantworten und sie mit Erfolg beraten.

“Oft kommt es vor, dass ein übergewichtiger Patient mit Gelenksproblemen von seinem Orthopäden hört, er solle Gewicht abnehmen. Nur ein ernährungsmedizinisch ausgebildeter Orthopäde kann jedoch die Ursache für das Übergewicht erkennen und seinem Patienten zu einem professionell geführten Lifestylemanagement mit richtiger Ernährung und Bewegung verhelfen, um in weiterer Folge die Gelenksschmerzen dauerhaft in den Griff zu bekommen”, erläutert Prof. Widhalm.

Prof. Dr. Kurt Widhalm © Widhalm
Prof. Dr. Kurt Widhalm © Widhalm

Das ÖAIE verfügt auf seiner Website www.oeaie.org im Servicebereich über eine Suchfunktion, mit deren Hilfe jeder Patient einen ausgebildeten Ernährungsmediziner in seiner Nähe finden kann.

Neuer Diplomfortbildungszyklus für Ernährungsmedizin startet am 13. September

Für Ärzte startet der neue Diplomfortbildungszyklus Ernährungsmedizin des ÖAIE am 13. September. Ziel der an 6 Wochenenden stattfindenden Seminare ist die Vermittlung und Vertiefung des Wissens um Grundlagen der Ernährung: Diagnostik ernährungsbedingter Erkrankungen, Therapie auf Basis ernährungsmedizinischer Erkenntnisse und Prävention ernährungsabhängiger Erkrankungen. Das gesamte Ausbildungsprogramm ist für das DFP (Diplom-Fortbildungs-Programm) der Österreichischen Ärztekammer approbiert, Anmeldungen sind noch möglich. Weitere Informationen unter: www.oeaie.org

Prävention bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gleichermaßen von Bedeutung

Bereits im Kindesalter führt Adipositas zu erhöhten Gesundheitsrisiken. Neben psychischen Erkrankungen wie Verhaltensstörungen, ADHS und Depressionen treten auch Knorpelschäden, Knochenveränderungen, Asthma, Allergien und Kreislauferkrankungen bei fettleibigen Kindern häufiger auf als bei normalgewichtigen. Altersdiabetes und Erkrankungen der Gefäße sind Folgen bereits bei Jugendlichen.

Aber auch übergewichtigen Erwachsenen empfiehlt Prof. Widhalm das Aufsuchen eines Ernährungsmediziners. Nur dieser kann ein individuell abgestimmtes und wissenschaftlich fundiertes Lifestylemanagement für den Patienten entwickeln, um möglichen Begleiterkrankungen vorzubeugen. “Gesunde Ernährung und viel Bewegung sind förderlich und wichtig für das Abnehmen, reichen mitunter aber als alleinige Maßnahmen nicht aus. Nur durch eine genaue ernährungsmedizinische Diagnose können mögliche vererbte oder durch andere, bislang verborgene Krankheiten bedingte Ursachen des Übergewichts erkannt und behandelt werden. Kurzfristige Crash-Diäten sind kontraproduktiv, hier bedarf es einer Langzeitführung durch den Ernährungsmediziner”, so Prof. Widhalm. Daher empfiehlt er allen Übergewichtigen eine Untersuchung durch den Ernährungsmediziner. Auch wenn die Krankenkassen diese noch nicht zahlen, sind die Kosten dafür doch deutlich geringer als beispielsweise die Jahreskarte in einem Fitnessstudio, die bei einer nicht diagnostizierten vererbten Krankheit den gewünschten Erfolg nicht bringen könnte.